Atomstrahlresonanzmethode

Atomstrahlresonanzmethode
Atomstrahlresonanzmethode,
 
Molekülstrahlresonanzmethode, Rabi-Methode ['reɪbɪ-, englisch], eine von I. I. Rabi und Mitarbeitern 1938 entwickelte Präzisionsmethode der Hochfrequenzspektroskopie zur Bestimmung der elektrischen und magnetischen Momente von Atomkernen sowie der Hyperfeinstruktur von atomaren Energietermen durch Beeinflussung eines von starken inhomogenen Magnetfeldern abgelenkten Atom- oder Molekülstrahls durch ein magnetisches Hochfrequenzfeld. In einer Atomstrahlresonanzapparatur durchläuft ein durch Schlitze ausgeblendeter Strahl neutraler Atome oder Moleküle im Hochvakuum zwei sehr starke inhomogene Magnetfelder (A- und B-Magnet) gleicher Feldrichtung (z -Richtung) aber mit entgegengesetzten Feldgradienten und damit entgegengesetzter Ablenkwirkung sowie ein dazwischen erzeugtes homogenes Magnetfeld (C-Magnet) der Feldstärke Hz, in dem die magnetischen Momente der Strahlteilchen (besonders die Kernmomente bei fehlendem Atommoment) eine Larmor-Präzession ausführen. Wird nun dem homogenen C-Feld mithilfe einer haarnadelförmigen HF-Leitung ein zu ihm senkrechtes magnetisches Hochfrequenzfeld überlagert, so ruft dieses bei Übereinstimmung seiner (im Radio- bis Zentimeterwellenbereich liegenden) veränderbaren Frequenz mit der nur von Hz und dem magnetischen Moment abhängigen Larmor-Frequenz in den Strahlteilchen Quantenübergänge zwischen ihren Hyperfeinstrukturtermen und Änderungen der Kernspineinstellungen hervor; dieses »Umklappen« des (gequantelten) Kernspins bewirkt, dass die Strahlteilchen im nachfolgenden B-Feld so abgelenkt werden, dass sie entweder den Auffänger verfehlen (Flop-out-Methode) oder ihn gerade erreichen und registriert werden (Flop-in-Methode). Aus der so durch Resonanz bestimmten Larmor-Frequenz (bei der Dublettmethode aus der Differenz zweier Frequenzen) können die Kern-g-Faktoren (gyromagnetisches Verhältnis) und daraus wiederum die Kernspins und (bei deren Kenntnis) die Kernmomente errechnet sowie Informationen über Hyperfeinstrukturterme u. a. gewonnen werden.
 
Für die Genauigkeit der Messung ist die Länge und die Homogenität des C-Magnetfeldes entscheidend. Die mit einfachen Apparaturen erreichte Genauigkeit von besser als 10-4 lässt sich durch eine Ramsay-Anordnung mit zwei HF-Haarnadeln noch verbessern.
 
Die Atomstrahlresonanzmethode ist eine Weiterentwicklung des Stern-Gerlach-Versuchs. Sie ist nur mit Atomen und Molekülen durchführbar, die kein resultierendes magnetisches Moment der Elektronenhülle (d. h. kein Atommoment) besitzen, das die Wirkung der einige 1 000-mal kleineren Kernmomente überdecken kann. Mit der Atomstrahlresonanzmethode konnten bei einer Reihe von Atomkernen erstmals das magnetische Dipolmoment, das elektrische Quadrupolmoment und der Kernspin bestimmt sowie die Hyperfeinstruktur und auch die Zeeman-Terme (Zeeman-Effekt) genau untersucht werden.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zeitmessung — Chronometrie * * * Zeit|mes|sung 〈f. 20〉 1. das Messen, Registrieren von Zeit (mithilfe eines Zeitmessers) 2. = Chronografie * * * Zeit|mes|sung, die: 1. Registrierung von Uhrzeit, Zeitpunkten, Zeitdauer durch Zeitmesser. 2. ↑ Chronologie (1). *… …   Universal-Lexikon

  • Hochfrequenzspektroskopie — Hoch|fre|quenz|spek|t|ro|s|ko|pie; Abk.: HF Spektroskopie: im weitesten Sinn Bez. für alle Methoden der Spektroskopie im Frequenzbereich 106–1013 Hz, z. B. NMR , NQR , EPR Spektroskopie u. Mikrowellenspektroskopie (H. im engeren Sinne). * * *… …   Universal-Lexikon

  • magnetisches Moment — ma|g|ne|ti|sches Di|pol|mo|ment, ma|g|ne|ti|sches Mo|mẹnt: ↑ Dipolmoment (2). * * * magnetisches Momẹnt,   das magnetische Dipolmoment eines Magneten, definiert durch das in einem homogenen Magnetfeld im Vakuum auf den Magneten wirkende… …   Universal-Lexikon

  • kusch — kụsch <Interj.> [aus der Jägerspr., frz. couche! = leg dich!, zu: coucher = niederlegen < afrz. colchier < lat. collocare]: a) Befehl an einen Hund, sich hinzulegen u. still zu sein; b) (österr. salopp) Aufforderung an jmdn., still… …   Universal-Lexikon

  • Kern-g-Faktor — Kern g Faktor,   ein dimensionsloser Proportionalitätsfaktor in der Beziehung zwischen dem Operator μ des magnetischen Dipolmoments (Kernmomente) und dem Operator I des Kernspins von Atomkernen: μ / μN = gI / h̶. Dabei ist μ …   Universal-Lexikon

  • Lamb-Shift —   [ læmʃɪft, englisch; ], die geringe Aufspaltung der beiden Energieniveaus 2S1/2 und 2P1/2 eines Elektrons im Coulomb Feld einer Punktladung, die nach der relativistischen Quantenmechanik (Dirac Theorie) zusammenfallen müssten; 1947 von W. E.… …   Universal-Lexikon

  • Molekülstrahlen — Molekülstrahlen,   Molekularstrahlen, Strahlen aus neutralen Molekülen oder neutralen Atomen (Atomstrahlen) im Vakuum. Sie lassen sich z. B. erzeugen, indem man Gase durch eine kleine Öffnung (Durchmesser wenige mm oder μm) in ein Hochvakuum… …   Universal-Lexikon

  • Molekülstrahlresonanzmethode — Molekülstrahlresonanzmethode,   die Atomstrahlresonanzmethode …   Universal-Lexikon

  • Physiknobelpreis 1944: Isidor Isaac Rabi —   Der gebürtige Ungar wurde für die Entwicklung der Resonanzmethode zur Bestimmung von magnetischen Momenten, angewandt auf Molekül und Atomstrahlen, ausgezeichnet.    Biografie   Isidor Isaac Rabi, * Rymanów (Galizien, heute Polen) 29. 7. 1898,✝ …   Universal-Lexikon

  • Rabi —   [ reɪbɪ], Isaac Isidor, amerikanischer Physiker polnischer Herkunft, * Rymanów (bei Sanok) 29. 7. 1898, ✝ New York 11. 1. 1988; Professor an der Columbia University in New York. Rabi gelang die Bestimmung magnetischer Kernmomente und der… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”